Quelle: HBS
PodcastsSystemrelevant Podcast: Pionierinnen der Mitbestimmung (Teil 2)
HSI-Direktorin Johanna Wenckebach spricht über Frauen, die die Geschichte der Mitbestimmung geprägt haben und warum es heute noch wichtig ist, den Kampf dieser Pionierinnen fortzuführen.
[09.05.2023]
Viele Frauen haben in der Vergangenheit wichtige Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass Arbeitnehmer*innen eine Stimme in Entscheidungen haben, die ihr Arbeits- und Privatleben betreffen. Allerdings haben viele dieser Frauen im "Verborgenen" gearbeitet – nicht, weil sie still und zurückgezogen waren, sondern weil ihre Leistungen nicht ausreichend dokumentiert wurden, die Dokumente zerstört wurden oder die damaligen Umstände dies nicht ermöglichten. Ein Beispiel für eine solche Frau ist Paula Thiede, die sogar in der dritten Person über sich selbst schrieb, wie Johanna Wenckebach berichtet.
Doch wer sind diese Frauen, die die Geschichte der Mitbestimmung geprägt haben? Die Recherche nach diesen Pionierinnen könnte man selbst als Pionierarbeit bezeichnen, da bisher nur wenige Forscher*innen sich mit ihren Biografien beschäftigt haben. Der Berliner Historiker Uwe Fuhrmann, der bereits viel über Paula Thiede und den Feminismus in der frühen Gewerkschaftsgeschichte geforscht hat, übernimmt diese Aufgabe und wird damit die Grundlage für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten schaffen. Seine Arbeit baut auf den Arbeiten von Rainer Fattmann auf, der den ersten Teil „Pionierinnen der Mitbestimmung“ verfasst hat.
Johanna Wenckebach betont, dass viele Probleme, die Frauen schon damals nachweislich angeprangert haben, wie zum Beispiel die Rolle der Frauen in Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften, leider auch heute noch aktuell sind. Obwohl der Frauenanteil in mitbestimmten Gremien dank der Quotenregelung gestiegen ist, gibt es immer noch viel zu tun, insbesondere im Bereich der Antidiskriminierung.
Wenckebach erwähnt auch die Arbeiten von Teresa Bücker, die zurzeit viel Aufmerksamkeit für ihre feministischen Analysen erhält. Es zeige sich, dass es mehr Zeit für Demokratie benötigt wird und dass Frauen oft nicht genug Zeit haben, um Machtstrukturen zu beeinflussen. Wenckebach betont, dass Paula Thiede bereits die ersten Analysen in diesem Bereich vorgenommen hatte. Man könne dies nun als erschreckend und frustrierend wahrnehmen, so Wenckebach, und sie ich die die Frage, ob sich lohnt weiterzumachen. Aber man könne auch sagen, ja diese Fragen haben gekämpft und wir setzen den Kampf fort. Es gehe schließlich um Schaffung von Strukturen und nicht um persönliche Fähigkeiten.
Im weitern Verlauf der Folge erwähnt Wenckebach auch Toni Sender, die ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte der Mitbestimmung ist. Warum der zweite Teil von "Pionierinnen der Mitbestimmung" mit einem Bubikopf beginnt, wird im Podcast verraten.
Moderation: Marco Herack
Weitere Informationen
Pionierinnen der Mitbestimmung, Annäherungen an eine bisher vernachlässigte Forschungsthematik, Veröffentlichung Teil 1
Systemrelevant Podcast, Folge 44 zu Teil 1 der Pionierinnen der Mitbestimmung
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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